Ganz grundsätzlich kann man Hunde ja in zwei große Gruppen einteilen: Da sind zum einen die Wildlebenden, zum anderen die Haushunde. Die zweite Gruppe, die der Haushunde, ist als domestizierte Form aus der ersten Gruppe, explizit dem Wolf, hervorgegangen. Während die wilde Familie für eigene Nahrung sorgt, also jagt, werden Haushunde in der Regel von Menschen gefüttert und danken uns das mit vielfältiger Arbeit (als Hütehund, Spürhund oder Blindenführhund) oder auch ganz einfach nur mit liebenswerter Zuneigung und ganz viel Spaß.
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Hunde
1. EINLEITUNG Hunde, auch Hundeartige oder Caniden, Raubtierfamilie mit mindestens 30 Arten; dazu gehören Wölfe, Kojoten, Schakale, Füchse, Dingos, Rothunde und Haushunde. Hunde haben große Eckzähne, eine lange Schnauze und stumpfe, nicht rückziehbare Krallen; außer dem Afrikanischen Wildhund haben alle Hunde am Vorderfuß fünf, am Hinterfuß vier Zehen. Ihre Größe ist sehr unterschiedlich: Der kleinste Canide, der Wüsten bewohnende Fennek, wiegt nur 1,5 Kilogramm, während der Wolf als größte Art 20 bis 80 Kilogramm erreichen kann. Außer in der Antarktis trifft man auf jedem Kontinent und in nahezu jeder Klimazone Arten aus der Familie der Hunde. Der Eisfuchs beispielsweise lebt auf Eisschollen und oberhalb der Baumgrenze, während der seltene Waldhund in den Savannen Äquatorialafrikas zu finden ist.
Hunde weisen eine bemerkenswerte genetische Flexibilität auf –
stammesgeschichtliche Linien oder Unterarten der verschiedenen Arten können sich
schnell an andere Umweltbedingungen anpassen. Der
australische Dingo hat sich
vermutlich sogar in zweifacher Hinsicht angepasst: zum ersten Mal, als er in
vorgeschichtlicher Zeit in Asien gezähmt wurde, und zum zweiten Mal, als er vor
rund 3 500 Jahren nach Australien gebracht wurde und sich dort wieder zu einem
Wildhund entwickelte.
2. ALLGEMEINES VERHALTEN
Caniden haben einen hoch entwickelten Geruchssinn und ein ausgezeichnetes Gehör.
Sie können nachts, aber auch tagsüber jagen. Hunde durchstreifen ihre
Territorien in der Regel in ausdauerndem Trab oder leichtem Galopp, der
schneller wird, wenn sie Beute verfolgen. Ein Fuchs springt hoch in die Luft, um
eine Maus auszumachen, und stößt dann auf sie nieder. Hunde sind im Wesentlichen
Fleischfresser, aber viele Arten retten sich auch mit Früchten und Pflanzen über
Zeiten, in denen das Nahrungsangebot knapp ist. Überwiegend ernähren sie sich
von Mäusen, Wühlmäusen, Hasentieren, besonders von Kaninchen, aber auch von
großen Insekten oder Aas. Große Caniden jagen und erlegen auch Huftiere.
Manche Arten jagen hauptsächlich in Rudeln oder Meuten. Meutejäger wie der
Afrikanische Wildhund wechseln sich bei der Verfolgung von Huftieren ab und
bringen sie schließlich zur Strecke. Wölfe und indische Rothunde jagen ebenfalls
in Rudeln. Die Rudel der Rothunde bestehen aus mehreren Familien und können bis
zu 30 Mitglieder umfassen. Man weiß, dass sie es mit Tigern und im Himalaya
heimischen Bären aufnehmen. Wölfe und Rothunde greifen aber in aller Regel keine
Menschen an.
Hunde verteidigen Territorien (siehe
Revierverhalten), die sie mit Harn- oder
Duftmarken markieren. Wolfsterritorien sind zwischen 18 und
13 000 Quadratkilometer groß, die von Füchsen nur fünf bis 50 Quadratkilometer.
Bei eher einzelgängerischen Caniden, beispielsweise bei Füchsen, hängt die Größe
des Territoriums u. a. vom Geschlecht, Alter und von der Verfügbarkeit von
Nahrung ab. Wölfe tolerieren in ihren Revieren keine Kojoten. Für den Fall, dass
Wölfe in die Waldgebiete der östlichen Vereinigten Staaten zurückkehren, gehen
Fachleute davon aus, dass sie die Kojoten dort vertreiben.
Bellen, Knurren, Kläffen, Winseln und Heulen hängen mit verschiedenen Verhaltensweisen wie Begrüßen, Unterwerfung, Spiel oder Paarung zusammen. Auch das Aufstellen oder Senken von Ohren oder Schwanz und das Sträuben der Nackenhaare dienen der Kommunikation unter Hunden – hier insbesondere dem Drohen oder der Unterwerfung.
3. FORTPFLANZUNG
Der Östrus (die Paarungsbereitschaft) tritt bei wild lebenden Hunden einmal
jährlich auf, bei Haushunden zweimal pro Jahr. Hunde bringen nach einer Tragzeit
von etwa 50 bis 70 Tagen 2 bis 14 Junge zur Welt, die in der Regel in einem Bau
aufgezogen werden. Die Jungen werden blind geboren und öffnen nach 7 bis
14 Tagen die Augen; bei manchen Füchsen werden sie bis zu zehn Wochen gesäugt.
Im Alter von ein oder zwei Jahren sind Caniden fortpflanzungsfähig, sie können
10 bis 18 Jahre alt werden.
4. EVOLUTION
Die Hundeartigen entstanden wie andere Raubtiere aus ginsterkatzenähnlichen
Fleischfressern des Eozäns (siehe
Geologische Zeitrechnung), die auf Bäume kletterten. Früher stellte man die
Hunde in die stammesgeschichtliche Nähe der Bären (siehe Großbären;
Waschbären); heute geht man davon aus, dass sie den Katzen näher stehen. Im
frühen Oligozän, vor rund 37 Millionen Jahren, entstanden etwa 50 hundeähnliche
Arten mit kräftigen Laufbeinen und gut entwickelten Zehen mit stumpfen Krallen.
Vermutlich waren sie die erfolgreichsten Entwicklungslinien der Raubtiere. Die
ersten Wölfe und Füchse tauchten im Oberen Pliozän auf (vor acht Millionen
Jahren). Der Afrikanische Wildhund, der Rothund und der südamerikanische
Waldhund stammen vermutlich aus getrennten Entwicklungslinien, die sich bereits
im Eozän etwa gleichzeitig mit den Hyänen von den Echten Hunden abgespalten
haben.
5. ÖKOLOGISCHE BEDEUTUNG Bis in neuere Zeit wurden die meisten frei lebenden Hundearten gejagt, weil man sie für eine Gefahr von Haustieren und Jagdwild hielt. Doch hat die Vernichtung von Kojoten und Füchsen in manchen Gebieten dazu geführt, dass Nagetierpopulationen massiv zunahmen. Die Nagetiere vernichteten Pflanzen, die Nahrungsgrundlage für Vieh und Wildtiere sind. Manche Fachleute vertreten die Auffassung, dass Wölfe, Kojoten und Füchse zur Aufrechterhaltung der genetischen Stabilität der von ihnen gejagten Tiere unerlässlich sind, da sie in der Regel die schwächeren und schlechter angepassten Individuen der jeweiligen Arten jagen und töten.
6. WÖLFE, KOJOTEN UND SCHAKALE
Der Wolf war früher in ganz Europa, Asien und Nordamerika verbreitet, kommt heute aber nur noch in abgelegenen Gebieten dieser Kontinente vor. In den letzten Jahren sind osteuropäische Wölfe wieder vereinzelt nach Ostdeutschland eingewandert. Der Rotwolf, der früher im Gebiet zwischen Texas, Pennsylvania und Florida verbreitet war, ist heute im Bestand bedroht. Der Kojote hingegen dehnte sein Verbreitungsgebiet auch auf den Osten der Vereinigten Staaten aus und kommt heute in allen Bundesstaaten außer Hawaii vor. Die drei Schakalarten kommen hauptsächlich in Afrika vor. Bis vor kurzem hielt man den Schakal für einen Vorfahren des Haushundes. Da Schakale jedoch weniger gesellig sind als Haushunde, einen schmaleren, fuchsartigen Kopf haben und nicht wie Haushunde heulen, wird diese Möglichkeit heute in Zweifel gezogen. Heute hält man den Wolf für den einzigen Vorfahren des Haushundes.
7. FÜCHSE
Der Rotfuchs ist der bekannteste Fuchs. Rotfüchse können sehr nahe an menschlichen Siedlungen leben; ihre Scheu und ihr scharfer Gesichtssinn, ihr ausgeprägter Geruchssinn und ihr gutes Gehör haben ihnen den Ruf eingetragen, „schlau wie ein Fuchs" zu sein. Sie sind sehr ausdauernd und laufen graziös, wobei sie bis zu 50 Kilometer schnell sein können. Füchse verströmen aus den Analdrüsen in der Nähe ihres Schwanzes einen strengen „Fuchsgeruch". In hellem Licht erscheinen ihre Pupillen elliptisch, während die Pupillen von Wölfen rund sind.
8. ANDERE HUNDEARTEN
Der Marderhund kommt ursprünglich in Ostsibirien, in Japan und Teilen Chinas vor. Aus russischen Pelztierfarmen entwichene Tiere haben sich auch in Mitteleuropa angesiedelt. Der Marderhund gehört zu den kleinsten Hunden; er hat langes Haar und einen buschigen Schwanz. In nördlichen Klimazonen hält er im größten Teil des Winters eine Winterruhe.
Der in Brasilien und dem Norden von Argentinien vorkommende, in seinem Bestand
gefährdete Mähnenwolf sieht aus wie ein
hochbeiniger Rotfuchs mit einer aufstellbaren Mähne an Nacken und Schultern.
Zwar ist er mit einer Kopfrumpflänge von 1,1 Metern nahezu so groß wie ein Wolf,
doch hat er einen viel leichteren Körperbau und ist kein echter Wolf.
Mähnenwölfe besiedeln offene Landschaften wie Savannen; sie sind nachtaktiv und
in der Regel Einzelgänger. Sie sind keine Lauftiere, sondern pirschen sich an
und packen ihre Beute im Sprung. Ihre Nahrung besteht aus Kleinsäugern, Vögeln,
Eidechsen, Fröschen, Mollusken und Früchten. Das Weibchen bringt nach einer
Tragzeit von 65 Tagen zwei bis fünf Junge zur Welt.
Ganz anders sieht der ebenfalls bedrohte südamerikanische Waldhund aus, ein gedrungener (Kopfrumpflänge 60 bis 75 Zentimeter), kurzbeiniger, kurzohriger Canide mit kurzem, maximal 15 Zentimeter langem Schwanz, der in Waldgebieten und Savannen lebt. Waldhunde jagen nachts in Rudeln von bis zu zehn Tieren. Man hat beobachtet, wie sie Pakas (große südamerikanische Nagetiere) ins Wasser getrieben haben. Neben Wirbeltieren fressen Waldhunde auch Früchte. Ein in Gefangenschaft beobachteter Waldhund verhielt sich in vielem wie ein Haushund – er konnte jedoch tauchen und sogar unter Wasser schwimmen. Die Tragzeit ist etwa so lang wie beim Mähnenwolf, ein Wurf besteht aus vier bis sechs Jungen.
Der heute ausgestorbene Falklandfuchs war Berichten zufolge ein wenig scheues,
neugieriges Tier, das sich den Entdeckern
dieser Inseln vor der südlichen Küste
Argentiniens anschloss. Als die Inseln besiedelt wurden, tötete man die Füchse
wegen ihres Felles und weil man die Schafherden vor ihnen schützen wollte; 1876
waren sie ausgerottet.
Systematische Einordnung:
Hunde bilden die Familie Canidae der Ordnung Carnivora. Der Afrikanische
Wildhund wird wissenschaftlich als Lycaon pictus bezeichnet, der Fennek
als Fennecus zerda, der Wolf als Canis lupus, der Eisfuchs als
Alopex lagopus. Der Waldhund wird Speothos venaticus genannt, der
Rothund Cuon alpinus, der Rotwolf Canis lupus rufus und der Kojote
Canis latrans. Schakale gehören zur Gattung Canis. Der Haushund trägt
den wissenschaftlichen Namen Canis lupus familiaris, der Rotfuchs den
Namen Vulpes vulpes. Der Marderhund wird systematisch als Nyctereutes
procyonoides
bezeichnet, der Mähnenwolf als Chrysocyon brachyurus und der
Falklandfuchs als Dusicyon australis.
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